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Führungskraft im Arbeitsschutz: Nimm diese Rolle ein

Führungskraft im Arbeitsschutz: Nimm diese Rolle ein

Kannst du dir vorstellen, dass sich 9 von 10 deutschen Arbeitnehmern laut einer Gallup-Umfrage emotional mit ihrer Firma nicht verbunden fühlen? Und nicht nur das: Auch 7 von 10 beklagen, am Arbeitsplatz „nicht als Mensch“ behandelt zu werden. Das sind nicht die besten Voraussetzungen...

„Sie haben an der … Maschine wieder die PSA nicht bedacht. Wir bekommen bald ein Problem miteinander!“

Die sachliche Information hinter dieser Nachricht wird bei den angesprochenen 7 von 10 Personen nicht aufgenommen werden. Vielmehr wird das Gefühl, unangemessen bzw. falsch behandelt zu sein, noch verstärkt und als einzige Aussage wahrgenommen.

Ein Manko, das vielen Führungskräften bei der täglichen Arbeit und auf ihrer persönlichen Erfolgsroute zu schaffen macht, ist nicht etwa eine mangelnde fachliche Qualifikation. Vielmehr ist es ein ungeschicktes persönliches Auftreten, das spätestens in schwierigeren zwischenmenschlichen Situationen zur Belastung wird. Wem die nötige Souveränität im Kontakt und im Dialog mit Mitarbeitern fehlt, der wird an diesen Stellen kaum eine positive Wirkung erzielen. Die Folgen sind: geringe Akzeptanz, fehlendes Durchsetzungsvermögen und wenig Anerkennung bis hin zur Unbeliebtheit. In unserem Beispiel hätte das zur Folge, dass der Mitarbeiter nicht mit aller Konsequenz den Sicherheitsmaßnahmen bei der Bedienung der Maschine nachkommen wird. Denn er wird sich daran nicht erinnern, sondern nur an die Art und Weise, wie er von der Führungskraft angesprochen wurde, die er nicht akzeptiert.

Die Persönlichkeit beeinflusst also im höchsten Maße den Erfolg bei der jeweiligen Aufgabe, in diesem Fall den Erfolg in der Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen. Die Wirkung der eigenen Persönlichkeit, der souveräne Auftritt und der gekonnte Umgang mit heiklen zwischenmenschlichen Situationen sind von gleich hoher Bedeutung. Diesen Faktoren wird zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Viele Führungskräfte sind sich ihrer persönlichen Wirkung nicht bewusst. Und wer seine Wirkung auf die Mitarbeiter nicht einschätzen kann, wird auch nicht in der Lage sein, das interne Geschehen im eigenen Sinne zu beeinflussen und unter Kontrolle zu behalten.

Die wohl wichtigste Aufgabe für dich als Führungskraft ist es daher, mit den Mitarbeitern langfristige, tragfähige und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Daraus ergeben sich direkte Konsequenzen für deine Führungsarbeit. Du hältst zwar einerseits das Ruder in der Hand, andererseits ist nicht zu vergessen, dass die Leistungen deiner Mitarbeiter maßgeblich über deinen persönlichen Erfolg als Führungskraft mitentscheiden: Wenn du als Führungskraft akzeptiert und respektiert wirst und auf kooperative und engagierte Mitarbeiter zählen kannst, steigen deine Erfolgschancen erheblich. In diesem Fall würde die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen entscheidend nachhaltiger sein und somit auch die Unfallrate sinken. Daher ist es unerlässlich, dass du deine Mitarbeiter und deren persönliche Ziele kennst, dass du verstehst, was deine Mitarbeiter antreibt, und in angemessener Weise individuell auf sie eingehen kannst.

Einfühlungsvermögen und Perspektivwechsel erforderlich

Das erfordert vor allen Dingen ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Gerade mit dem Einfühlungsvermögen ist es bei den Führungskräften aber so eine Sache. Das Einfühlungsvermögen ist eine Fähigkeit, über die zwar jeder Mensch verfügt, die aber viel zu selten bewusst und gezielt zum Einsatz kommt. Dabei lassen sich mithilfe des Einfühlungsvermögens gerade Kommunikationsstörungen und damit überflüssige Konflikte oder Missverständnisse vermeiden. Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, gilt sogar als unverzichtbarer Baustein des menschlichen Zusammenlebens. Erst durch die Möglichkeit des Perspektivwechsels können wir die Tragweite des eigenen Handelns folgerichtig abschätzen und damit Konsequenzen abwägen. Einfühlungsvermögen wird so zum entscheidenden Faktor, wenn es darum geht, vorausschauend zu agieren.

Beim Perspektivwechsel ändert man seinen Blick auf die Problemstellung und betrachtet sie zunächst aus einer völlig neuen Richtung. Diese neue Perspektive liefert oft gute Anregungen zur Lösung der Aufgabe.

Gerade Führungskräften geht es oft so, dass sie vor allem auf ihre persönliche Betrachtungsweise (in der Skizze das klassische Brainstorming) der Dinge fixiert sind. Dabei wird schlichtweg vergessen, dass nahezu jedes Handeln und jede Kommunikation an Wert verlieren, wenn nur von einer einzigen isolierten Perspektive ausgegangen wird. Sobald wir mit anderen in Beziehung treten, kommen wir nicht umhin, ganz explizit auf das Gegenüber einzugehen, da wir uns andernfalls selbst die Möglichkeit der gezielten Einflussnahme nehmen.

Stelle dir die Frage: Warum will der Mitarbeiter nicht seine PSA tragen? Was könnte ihn daran stören? Ist es die schwierige Umsetzung? Ist er zu faul? Ist es vielleicht nur einfach schlecht und schwierig, sie in den vorgegebenen Arbeitsprozess einzubauen? Was kann ich also tun, damit die Umsetzung einfacher wird?

Konkret gesagt: Wenn du als Führungskraft dein Einfühlungsvermögen bewusst einsetzt, agierst du schlicht und einfach effizienter und wirst zugleich als souveräne  Persönlichkeit wahrgenommen. In unserem Beispiel bedeutet das, dass die Neigung, sofort mit einer Androhung zu reagieren, nicht effizient ist.

Führungskraft Einfühlungsvermögen Perspektivwechsel

Vertrauen erarbeiten

Genauso wichtig wie das Einfühlungsvermögen ist das Vertrauen der Mitarbeiter zu dir. Mangelndes Vertrauen in dir überträgt sich in jede deiner Anweisungen: „Wenn der Chef sagt, dass ich die PSA tragen muss, dann hat der doch keine Ahnung.“ Vertrauen bedingt grundsätzlich immer ein hohes Maß an Zuverlässigkeit. Wichtig ist, dass allen Ankündigungen, also deiner Worten, auch entsprechende Taten folgen. Wer etwas ankündigt, der muss es auch unbedingt einhalten.

Doch nicht nur Versprechungen müssen eingehalten, sondern auch Androhungen bei Bedarf umgesetzt werden. Unter Umständen schadest du dich dabei selbst: Der ansonsten gute und effiziente Mitarbeiter muss in diesem Fall bei einer weiteren Missachtung der Sicherheitsmaßnahmen entsprechend „bestraft“ werden. Auch, wenn du nicht auf ihn verzichten kannst und willst.

Wirkliches Vertrauen zwischen 2 Personen ist nur bei gegenseitiger Wertschätzung möglich. Demjenigen, vor dem wir keine Achtung haben, werden wir auch niemals Vertrauen entgegenbringen – und umgekehrt.

Basis von Vertrauen heißt Sympathie

Die Basis des Vertrauens ist die Sympathie. Nun lässt sich natürlich sagen, dass dieser oder jener einem einfach unsympathisch ist und dass sich da eben nichts machen lässt. Für einige Fälle mag das zutreffen, oft aber scheitert eine gegenseitige Sympathie schlichtweg an unserer eigenen Voreingenommenheit. Oft genügt es, einen gewissen Vorschuss an Vertrauen zu schenken und den Menschen mit Wohlwollen zu begegnen. Daraus resultiert oft eine Wechselwirkung: Der andere findet uns sympathisch, was wir wiederum selbst spüren, wodurch wir unserem Gegenüber weitere Sympathie entgegenbringen. Der Kreis schließt sich und das Fundament für das gegenseitige Vertrauen ist gelegt. – Wer uns vertraut, fühlt sich als Mensch ernst genommen und verstanden. Und nur wer sich auch verstanden fühlt, ist auch bereit, auf uns zu hören.

Tatsächlich sind die Arten, das Vertrauen der Mitarbeiter zu verspielen oder zu gewinnen, vielfältig. Ebenso verhält es sich mit Handlungsweisen, die eine (mangelnde) Wertschätzung der Mitarbeiter ausdrücken. Oft sind es schon Kleinigkeiten, Nuancen, die sich manchmal am Rande des eigentlichen Geschehens abspielen und eine niveauvolle Unternehmenskultur und damit eine Wertschätzung der Mitarbeiter offenbaren (oder eben nicht …). Dazu einige Beispiele:

  • Du stehst im Gang am Kopierer neben der Tür und siehst einen mit Ordnern bepackten Mitarbeiter kommen. Es kostet dich nichts, ihm kurz die Tür aufzuhalten. Bereits eine solche Bagatelle (mehr noch: deren Ausbleiben) wird sich dein Mitarbeiter merken.
  • Du führst einen wichtigen Geschäftspartner durch die Firma und zeigst dich dabei selbstverständlich und für alle ersichtlich von deiner besten Seite. Kaum ist der Besuch vorbei, gibst du einem Mitarbeiter eine ruppige Anweisung. Es liegt auf der Hand, dass hier etwas schiefläuft: Auch dein Mitarbeiter ist ein Geschäftspartner, der nicht nur für dich, sondern vielmehr mit dir arbeitet.
  • Ein Auftrag muss dringend erledigt werden, mehrere Mitarbeiter legen sich „tüchtig ins Zeug“ und arbeiten bis zum späten Abend. Wer hier die Gelegenheit auslässt, den Mitarbeitern beispielsweise Pizzas zu bestellen oder ihnen nach getaner Arbeit mit anerkennenden Worten die Hand zu drücken („Ich bin wirklich froh, dass Sie das noch hinbekommen haben!“), wird beim nächsten Mal wahrscheinlich nicht wieder auf so viel Einsatzbereitschaft treffen. – Schon ein schlichtes „danke!“ hat hier eine große Wirkung.
  • Weil gerade viel zu tun ist, schleppt sich ein Mitarbeiter trotz seiner Erkältung zur Arbeit. – Hier ist Feinfühligkeit gefragt. Was glaubst du, wie sehr sich dein Mitarbeiter freut, wenn du ihm eine Tasse Tee bringst (oder notfalls auch mit den besten Grüßen bringen lassen)? Schließlich hätte er ohne weiteres auch 3 Tage im Bett bleiben können.

Nicht nur bei derartigen „Kleinigkeiten“ werden Fehler gemacht oder, nicht minder ärgerlich, gute Gelegenheiten, den Mitarbeitern Wertschätzung auszudrücken, verpasst.

Fazit: Mit Herz und Verstand ihren Mitarbeitern eine Führung zu bieten, Vorgaben zur Arbeitsweise, Effektivität und Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen zu machen ist also, abschließend betrachtet, keine so einfache Sache. Die Eckpfeiler

  • Einfühlungsvermögen
  • Perspektivwechsel
  • Vertrauen
  • Emotionen

sind weitläufige und vielseitig ausgeprägte Gebiete. Sich damit zu begnügen, in einer Mitarbeiterversammlung oder Unterweisung zu sagen, dass man den Mitarbeitern vertraut, sich in deren Situationen hineinversetzen kann und mitfühlt, ist oberflächlich und nicht ernst zu nehmen. Steht dieses dann vielleicht noch im Widerspruch zu ihrem sonstigen Verhalten, ist so etwas besonders destruktiv. Beschäftige dich wirklich mit diesen Möglichkeiten der Mitarbeiterführung. Übe dich im Wechsel der Perspektive, hinterfrage ihr Verhalten ihren Mitarbeitern gegenüber in Bezug auf Vertrauen und erkenne ihre Emotionen an.

Die Nachhaltigkeit einer Aussage in Bezug auf das Versäumnis im Umgang mit der Maschine wird da sein, wenn die Voraussetzungen stimmen.

 

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